Zirkus Hubertusschule

Unglaubliche Zirkuswoche der Kinder voller Mut und beeindruckender Kunststücke

Ein Erlebnisbericht

 

Als Mutter einer Drittklässlerin hatte ich mich als Helferin für das Zirkusprojekt gemeldet. Eine ganze Woche, vom 8. bis 14. Mai 2023, würde ich die Fakir-Gruppe beim Zirkus begleiten und gleichzeitig miterleben, wie meine Tochter diese Woche zu Hause erlebt. Gespannt und voller Vorfreude starteten wir in das Abenteuer.

Es geht los

Am ersten Tag trafen wir uns alle in der Turnhalle, um die Artisten kennenzulernen. Sie zeigten uns eine kleine Vorführung ihrer Kunststücke, und sowohl die Kinder als auch die Lehrer und Eltern bekamen einen Eindruck davon, was in den nächsten Tagen geübt werden sollte. Es gab Jonglieren, Tellerdrehen mit Tüchern, Flower Sticks, Diabolo, Akrobatik, Fakire, Clowns und vieles mehr. Ich wagte mich selbst an die ersten Jonglier-Versuche, probierte Poi-Schwünge aus und entdeckte meine Begeisterung für die Flower Sticks, obwohl ich normalerweise nicht besonders geschickt bin. Es wurde mir bewusst, wie aufwändig die gesamte Organisation des Zirkusprojekts war. Die Details mussten fein abgestimmt werden: Dinge, die nicht rechtzeitig ankamen, mussten neu organisiert werden; das Zirkuszelt musste von der Stadt abgenommen und mit Abwasser und Trinkwasser versorgt werden; Requisiten mussten zwischen der Schule und dem Zelt transportiert und für die ganze Woche aufbewahrt werden. Es gab unzählige kleine Dinge, die organisiert werden mussten.

Das Artisten-Team war sehr nett und vielfältig. Es bestand aus zwei Männern und drei Frauen unterschiedlichen Alters mit verschiedenen Hintergründen und spannenden Persönlichkeiten. Dirk hatte Informatik und später auch 3D-Design studiert, aber seine Leidenschaft galt dem Zirkus. Er arbeitete bereits seit einigen Jahren als Zirkusdirektor. Natalia stammte aus Brasilien und war eigentlich Tänzerin. Auch sie hatte sich in den Zirkus verliebt und verschiedene artistische Fähigkeiten erlernt. Andrea arbeitete schon viele Jahre im Zirkus und hatte parallel dazu Architektur studiert. Sie bereicherte das Team mit ihrer pädagogischen Erfahrung. Alle hatten viel gereist und schienen diesen Lebensstil aus vollem Herzen zu lieben.

Nach der Schule traf ich meine Tochter zu Hause an. Sie war aufgeregt und glaubte nicht, dass sie bis Freitag ihre Kunststücke lernen könnte. Sie durfte mir nicht verraten, in welcher Gruppe sie war, was alles noch spannender machte. Sie fragte mich oft, wie viele Tage es noch bis zur ersten Aufführung am Freitag waren. Sie fühlte sich unsicher, weil sie ihre Kunststücke noch nicht beherrschte. Ich beruhigte sie und sagte ihr, dass sie das in dieser Woche lernen würde. Es war ganz normal, dass sie am Anfang noch nicht alles beherrschte. Abends war sie voller Begeisterung und zeigte mir und ihrer Schwester ihre ganz persönliche Zirkusvorstellung. Ich erkannte mein sonst zurückhaltendes und eher im Hintergrund bleibendes Kind kaum wieder. Sie mimte eine Zirkusdirektorin, präsentierte uns ihre eigene Zauber- und Clownshow sowie ihre Poi-Tricks. Der Zirkusgeist hatte sie erfasst, und wir waren gespannt, wie es am nächsten Tag weitergehen würde.

Am Dienstag trafen wir uns in der Schule. Jan, unser Feuerexperte, gab uns eine Einweisung. Ich betreute gemeinsam mit einem Lehrer die Gruppe. Jan kümmerte sich um zwei Gruppen und war deshalb nicht die ganze Zeit bei uns. Zuerst übten wir intensiv den Einlauf in den Raum, die richtige Haltung und den Blick. Bei unserer Feuershow stellten sich besondere Herausforderungen während der Proben. Wir durften nicht in den Räumen proben und wollten uns auch nicht auf dem Schulhof präsentieren, um die Aufführung für alle Zuschauer und Kinder spannend zu halten. Wir fanden also eine geheime Ecke und lernten den Umgang mit der Fackel. An diesem Tag waren es jedoch nur Trockenübungen. Jeder Handgriff, jeder Ablauf musste sitzen, ohne Raum für Ungenauigkeiten. Die Kinder lernten, wo die Fackel abgelegt und wie sie aufgenommen und in die Flüssigkeit getaucht werden musste. Wir hatten einen langen Weg vor uns.

Faszinierende Flammenkunst

Mittwoch war der Tag, an dem die Kinder zum ersten Mal mit echtem Feuer üben durften. Zuerst übten sie das Entzünden der Fackel und strichen mit der anderen Hand durch das Feuer. Es erforderte Mut, aber die Kinder waren überrascht, wie es funktionierte, und testeten verschiedene Geschwindigkeiten. Die Gruppe, die für den Auftritt verantwortlich war, hatte eine besondere Herausforderung. Sie mussten größtenteils ruhig stehen und konzentriert sein, was einigen Kindern schwerfiel. Andere hingegen meisterten das Warten mit beeindruckender Geduld. Am Ende des Trainings an diesem Mittwoch herrschte eine gewisse Resignation. Wir waren noch nicht so weit gekommen, wie wir es uns gewünscht hatten. Die Kinder wurden ungeduldig, und der Fluss wollte sich nicht richtig einstellen. Ich kannte die einzelnen Kinder mittlerweile gut und konnte einschätzen, wie sie tickten, wo sie Unterstützung brauchten und war für sie ein fester Bestandteil der Gruppe geworden.

Am Donnerstag mussten wir richtig ran. Es gab noch einige Tricks aufzuholen. Jan widmete sich intensiv unserer Gruppe, und die Kinder lernten einen Trick, bei dem sie mit jeder einzelnen Fingerspitze und dann mit der Handfläche die brennende Fackel berührten. Auch hier kostete es Überwindung, aber die Kinder wurden routinierter und gewannen Vertrauen in ihr Können und den Umgang mit dem Feuer. Am Ende zeigte Jan noch zwei weitere Tricks, bei denen die Kinder mit offenem Mund staunten. Beim ersten Trick nahm man zwei Fackeln in eine Hand, entzündete nur eine davon und ließ die Flamme von der entzündeten Fackel zur anderen überspringen. Dies erforderte Übung und Mut, denn wenn beide Fackeln brannten, wurde es recht warm. Der letzte und spektakulärste Trick, den Jan zeigte, war das Berühren der Zunge mit der Fackel. Nicht alle Kinder wollten das ausprobieren, was verständlich war. Aber zwei von ihnen waren mutig und es funktionierte. Ich übernahm die Rolle des Feuerlöschers. Ich stand an ihrer Seite, beobachtete genau, wie die Kinder mit dem Feuer umgingen, genauso wie Jan auf der anderen Seite. Außerdem hatte ich ein Handtuch dabei, um die Fackel zu löschen, falls das Auspusten bei einem Kind nicht funktionierte. Ich war für die Kinder auch eine gewisse Sicherheit.

Manege frei!

Und schon war es Freitag. Die Woche war rasend schnell vergangen, und es war Zeit für die Generalprobe! Die ganze Schule machte sich auf den Weg zum Zirkuszelt. Die Aufregung war spürbar. Die meisten Kinder besuchten zum ersten Mal unser Zirkuszelt, und ihnen wurde erst jetzt richtig bewusst, was in den kommenden zwei Tagen passieren würde. Sie hatten Zuschauer, das Zelt würde voll sein, und sie würden in dieser Manege stehen und ihre neuen Kunststücke zeigen. Nun hatten sie die Möglichkeit, auch die Kunststücke der anderen Kinder bei der Generalprobe zu sehen. Es wurde viel geklatscht, aber noch lief nicht alles rund. Die Generalprobe dauerte länger als erwartet. Aber wahrscheinlich ist an dem Omen etwas dran: Die Generalprobe muss schlecht laufen, damit die Aufführung ein Erfolg wird!

Wenn die Generalprobe stockt, erstrahlt die Aufführung umso glanzvoller

Die Aufführungen begannen. Die erste fand bereits an diesem Tag statt, und die Aufregung war bei allen spürbar, als wir uns eine halbe Stunde vor Beginn am Zelt trafen. Inzwischen waren die Kinder mir wirklich ans Herz gewachsen. Die Wartezeit bis zu ihrem Auftritt verbrachte ich mit ihnen zusammen im Feuerwehrhaus. Es war schön, in diesen Momenten mit ihnen zu sprechen, zu malen und zu lachen. Dann begann die große Aufführung, und meine Fakir-Gruppe betrat stolz und erhaben das Zelt. Das Licht war gedimmt, um den Schein der Flammen richtig wirken zu lassen. Alle Tricks klappten perfekt, und wir waren mächtig stolz auf unsere Artisten. Die Überraschungseffekte bei den einzelnen Tricks waren groß, und die Zuschauer waren begeistert.

Am Samstag fanden zwei weitere fehlerfreie Aufführungen statt. Die Fakir-Gruppe, die aus Kindern aller Klassenstufen bestand, war zu einem Team zusammengewachsen. In den Wartezeiten spielten sie miteinander, und es entstand eine tolle Gemeinschaft. Ich fühlte mich glücklich und stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Die Kinder waren mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen, und ich würde sie definitiv vermissen. Es war eine wundervolle Erfahrung und eine großartige Zirkuswoche an der Hubertusschule.

Danke für eine wunderbare Erfahrung

Abschließend möchte ich mich bei allen bedanken, die diese schöne Erfahrung möglich gemacht haben. Die Leserinnen und Lehrer, der Förderverein, das Artistenteam und natürlich die Kinder selbst haben diese Zirkuswoche zu etwas ganz Besonderem gemacht. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Kinder ihre Ängste überwunden haben und voller Selbstvertrauen auf der Bühne standen. Diese Woche hat ihnen nicht nur artistische Fähigkeiten vermittelt, sondern auch Selbstvertrauen, Teamarbeit und den Glauben daran, dass sie alles erreichen können, wenn sie es wirklich wollen. Es war ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten, und ich bin dankbar, dass ich Teil davon sein durfte.